Astrologie als Quelle
der Inspiration

In dieser Rubrik ist Raum für tiefergehende und inspirierende Inhalte. Sie führen den geneigten Leser in die Welt der Astrologie und darüber hinaus

Auf dieser Seite gibt es weiter unten noch viele interessante Texte:
Der Mond, die Brille durch die wir die Welt sehen
Die Bedeutung der Sonne
Mond vc. Sonne: Welcher Planet ist nun mächtiger?
Siderischer und tropischer Tierkreis


Der Mond, die Brille durch die wir die Welt sehen

In der Vedischen Astrologie (Jyotish) gilt der Mond als wichtigster Faktor, da er den Geist, die Wahrnehmung und die gesamte Art des persönlichen Erlebens darstellt.

Die Vedische Astrologie konzentriert sich darauf, wie der Geist (Psyche, Gedanken, Bewusstsein) unsere Realität formt. In diesem System hat die Art und Weise, wie ein Mensch fühlt, denkt und Emotionen verarbeitet, den größten Einfluss auf seine karmische Reise und seinen spirituellen Fortschritt.

Jyotish lehrt, dass der Geist (symbolisiert durch den Mond) der Filter ist, durch den alles Karma und alle Erfahrungen wahrgenommen werden. Die Platzierung und der Zustand des Mondes im Horoskop bestimmen, wie ein Individuum fühlt, reagiert und seine Realität versteht, und sind somit die Grundlage für Glück und Leid einer Person.

Der Mond (Chandra) wird mit dem weiblichen Prinzip Shakti in Verbindung gebracht. Die Sonne (Surya) hingegen symbolisiert die Seele, Vitalität, Willenskraft, Autorität und das Prinzip des Atman (das höhere Selbst). Es entspricht der männlichen Energie oder Shiva, die das statische, unveränderliche Bewusstsein oder das Absolute ist.


Die Bedeutung der Sonne

Natürlich spielt auch die Sonne in der Vedischen Astrologie eine wichtige Rolle, da sie die Seele (Atman), die Autorität und das Ego repräsentiert. Aber ihre Bedeutung bezieht sich eher auf die Verbindung zum Dharma (Lebensaufgabe) und zur Vitalität als auf die emotionalen und mentalen Aspekte des Lebens.

Da die Sonne physisch das Zentrum unseres Sonnensystems ist, richtet die westliche Astrologie die Sonne metaphorisch als das „Zentrum“ des astrologischen Profils einer Person aus. Die westliche Astrologie, die stark von griechischen und römischen Traditionen beeinflusst ist, neigt zu einer eher individualistischen Sichtweise, bei der die Sonne (als Symbol für Individualität, Ego und Willen) als Anker der eigenen Persönlichkeit angesehen wird. Dies entspricht einer eher egozentrischen Weltanschauung, in der individuelle Ziele und Selbstverwirklichung zentrale Themen sind.

Die westliche Astrologie folgt dem tropischen Tierkreis, der auf den Sonnenlauf und die Jahreszeiten abgestimmt ist. Die vedische Astrologie folgt dem siderischen Tierkreis, der sich an den Fixsternpositionen orientiert. In der westlichen Astologie wird die Position der Sonne zum Zeitpunkt der Geburt als der stabilste und beständigste Faktor für die Identität angesehen, da sie sich in jedem Zeichen etwa 30 Tage lang aufhält und den Wechsel der Jahreszeiten markiert.


Mond vc. Sonne: Welcher Planet ist nun mächtiger?

Es ist aber nicht so, dass die Betonung des Mondes gegenüber der Sonne in der Vedischen Astrologie eine Bevorzugung der weiblichen Macht impliziert. Die alte vedische Weltanschauung betrachtete männliche und weibliche Energien als sich ergänzende Kräfte. Zusammen bilden sie ein kosmisches Gleichgewicht zwischen dem inneren und äußeren Leben.

Der Mond repräsentiert den Geist, die Emotionen, die Intuition, die nährenden Eigenschaften und die Empfänglichkeit. Diese werden mit dem weiblichen Prinzip in Verbindung gebracht, das in der Vedischen Philosophie oft Shakti genannt wird. Shakti ist die dynamische, kreative Kraft des Universums, und ohne sie kann sich nichts manifestieren.

Die Sonne steht im Einklang mit der männlichen Energie oder Shiva. Im vedischen Verständnis liefert die Sonne die Lebenskraft oder Vitalität, die die Existenz aufrechterhält und dem Leben Sinn und Richtung gibt.

Historisch betrachtet haben viele alte Kulturen, darunter auch die vedische Gesellschaft, die weibliche Kraft durch Gottheiten wie Saraswati, Lakshmi, Durga und Parvati verehrt. Diese Göttinnen stehen für Weisheit, Fülle, Kraft und Transformation und zeigen die hohe Wertschätzung für weibliche Energie.

Allerdings werden auch die männlichen Gottheiten wie Shiva, Vishnu und Indra gleichermaßen verehrt, da sie Bewusstsein, Schutz und lebenserhaltende Kräfte repräsentieren.


Siderischer und tropischer Tierkreis

Wenn jemand am 1. Juli geboren wurde, geht man im Westen davon aus, diese Person sei vom Sonnenzeichen her Krebs. Nach dem siderischen Tierkreis steht die Sonne zu diesem Zeitpunkt aber noch im Sternzeichen Zwillinge.

Bei beiden Systemen wird die Ekliptik (die Ebene, auf der die Erde die Sonne umrundet, oder anders gesagt die Sonnenbahn) in zwölf Zeichen unterteilt. Die Ekliptik ist ein Himmelsstreifen, in dem sich die Sonne und alle in der Astrologie relevanten Planeten bewegen und die Sternbilder befinden.

Der Himmelsäquator (Erdäquator ins Universum projiziert) schneidet die Ekliptik an zwei Punkten. Diese Punkte sind der Frühlingspunkt und der Herbstpunkt. Also die Zeitpunkte der Tagundnachtgleiche.

Im tropischen Tierkreis wird gesagt, dass der Frühlingspunkt gleichzeitig auch den Beginn des Sternzeichens Widder festlegt. Es wird also ein Verhältnis von der Erde zur Sonne dargestellt. Der siderische Tierkreis orientiert sich an den fixen, bzw. siderischen Sternbildern.

Der Beginn des siderischen Tierkreises wurde im Altertum anhand von verschiedenen Fixsternen festgelegt. Der Abstand vom Frühlingspunkt zum siderischen 0 Grad Widder wird Ayanamsha genannt.

Da die Erde eine Neigung von 23,27 Grad zur Ekliptikebene hat, beschreibt sie eine Art Kreiselbewegung um den Ekliptikpol. Der Äquator (und dadurch auch der Frühlingspunkt) bewegt sich dadurch sehr langsam (eine vollständige Rotation der Erdachse dauert 25.770 Jahre ) rückwärts durch die Sternbilder auf der ekliptischen Ebene. Diese Bewegung nennt man ­Präzession. Die Präzession wird im ­siderischen Tierkreis berücksichtigt.

Vor ca. 1.600 Jahren standen der Frühlingspunkt und der siderische Anfang des Sternbilds Widder an ungefähr gleicher Stelle. Heutzutage liegen sie so um die 23 Grad auseinander.

Das siderische System wird in der vedischen Astrologie und auch von einigen westlichen Astrologen verwendet. Ich arbeite mittlerweile lieber siderisch, weil ich die Aussagen als umfassender und treffender empfinde.

In wenigen Worten könnte eine Erklärung für die Anwendbarkeit der beiden Systeme zum Beispiel so lauten: Im siderischen ­Tierkreis scheint unser SEIN als ewiges Wesen klarer durch. Die Zeichenstellung im tropischen Tierkreis (Verhältnis von Sonne zu Erde) drückt deutlicher unsere Konditionierungen und Anpassungsbe­mühungen an die Gegebenheiten dieser ­Inkarnation aus.